Mein kleiner Freund

Dies ist einer meiner schwersten Einträge…

Meine Freunde aus Blog.de kenne doch sicher noch meinen kleinen Freund aus der Nachbarschaft, dem ich immer Klavier vorspielen musste und der oftmals unangemeldet aufgetaucht ist.

Er erkrankte doch vor einiger Zeit an Leukämie. Alle möglichen Leute im Dorf inkl. mir haben damals Rückenmark gespendet.

Aber die Monate zeigten keine Verbesserung..eher wurde es immer schlimmer.

Vor einigen Wochen stand er wiedermal vor der Tür, er war blass und auch nicht sehr stabil. Aber er hielt eine Rose in der Hand und sagte: Kannst Du sie Kim auf’s Grab legen? Mama sagt es wäre zu anstrengend für mich dorthin zu gehen. Aber ich habe sie selbst gepflückt.

Ich sah in an und ich war so gerührt. Es gibt wenige die Kim so geliebt haben wie ich. Aber er ist jemand davon.

Immer wenn es ihm schlecht ging,  rief er mich an und ich ging mit Kim zu ihm. Sie legte sich neben ihm ins Bett…wir mussten sie zwar hochheben, aber er und sie bestanden darauf. Und dann lag sie Stunden bei ihm und er erzählte mit ihr. Wir wissen nicht was es war das er ihr erzählte, es war ihr Geheimnis.

Seine Mutter sagte immer, dass er sonst vor Hunden Angst habe und sie könne es nicht verstehen. Aber Kim war seine Freundin. Und witzig war, dass Kim auch nicht auf jedes Kind zulief…aber ihn hatte sie von Anfang an geliebt.

Als Kim starb brauchte ich lange um es ihm zu sagen.

Aber als ich es ihm sagte, lächelte er mich an und meinte: Weine nicht…Du siehst sie doch wieder.

Er war so tapfer.

Und deshalb sah ich ihn an diesem Tag an und sagte: Weißt Du was, wir zwei machen das schon. Geh rein und setz Dich auf die Couch, ich komme gleich.

Dann ging ich zu meiner Nachbarin und fragte sie ob sie mir mal ihre Schubkarre leihen könnte. Und sie willigte ein.

Im Anschluss ging ich schnell zu seiner Mutter und fragte sie, ob es ok wäre wenn der Kleine einen kleinen Ausflug mit mir macht. Ich versprach ihr sehr auf ihn aufzupassen und sie willigte ein.

Ich ging zurück zu meiner Wohnung. Der Kleine saß auf meiner Couch und schaute mich erwartungsvoll an.

Ich sagte nur: Warte

Dann ging ich ins Schlafzimmer holte einige Bettdecken, Überzüge und Kissen. Diese packte ich dann in die Schubkarre und ging hoch um ihn zu holen.

Er stand mit großen Augen vor der Schubkarre und meinte: Für mich?

Ich nickte und kippte die Schubkarre damit er sich darauf legen konnte.

Und los ging die Fahrt.

Ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass es einfach war. Zwischendurch musste ich diverse Stops einlegen…sonst hätte ich meine Lunge auf die Strasse gespuckt.

Aber irgendwann kamen wir an.

Und was ich dann erlebte war so rührend…ich kann es kaum beschreiben.

Er ging zu Kims Grab legte seine Rose hin und legte sich daneben.

Und dann fing er an mit ihr zu reden. Er erzählte ihr was es in der Schule neues gab, was so neues im Dorf passiert ist und alles mögliche was ihm so auf der Seele lag.

Ich drehte mich weg und mir liefen die Tränen über die Wange.

Irgendwann stand er auf und ich lud ihn wieder in die Schublade.

Auf dem ganzen Weg sprachen wir nicht viel…

Als wir bei ihm zuhause ankamen, wartete schon seine Mutter auf uns. Und sie lächelte als sie ihn in der Schubkarre sah.

Er stieg aus und drückte mich nochmal. Und dann sagte er: Kimba geht es gut. Sie hat mir gesagt, dass Du Dir keinen Sorgen machen sollst.

Und heute Morgen klingelte mein Handy….sein Vater war dran und er sagte nur:

Wir haben alles versucht…

Wir sollen Dir etwas ausrichten.

Ich passe auf Kim auf….

12 Gedanken zu “Mein kleiner Freund

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